Feuerwehrfrauen

Frauen bei der Feuerwehr – geht nicht? Geht doch!

Noch vor wenigen Jahren war die Feuerwehr ein überwiegend männlich dominierter Bereich. Geradlienig geschnittene Einsatzhosen, übergroße Hemden, viel zu hohe Fahrzeuge und ungegenderte Truppbezeichnungen machten es Frauen nicht gerade leicht sich zu engagieren. Dass sich das heute geändert hat, zeigen vier Feuerwehrfrauen aus unserer Abteilung. Die Wege, wie sie in unsere Einsatzmannschaft gefunden haben sind zwar unterschiedlich, doch ihre Motivation inspiriert immer wieder neue Frauen, sich für ein Ehrenamt bei der Feuerwehr Heidelberg zu entscheiden. Hier erzählen sie ihre persönliche Geschichte.

Durch ein Praktikum zum Ehrenamt

Susanne E. Wölk, Oberfeuerwehrfrau:
„Ich wollte ursprünglich in einen typisch männlichen Beruf hineinschnuppern und machte deshalb 2007 ein Praktikum bei der Berufsfeuerwehr Heidelberg. Denn warum sollten Frauen nicht genauso gut Feuer löschen können wie Männer? Damals – ich war gerade einmal 14 Jahre alt – durfte ich bei einer Brandschutzunterweisung teilnehmen und zum ersten Mal ein Feuer mit dem Feuerlöscher löschen. Das fand ich ziemlich beeindruckend. Deshalb entschied mich dazu bei der Jugendfeuerwehr einzutreten. Mit 17 Jahren machte ich meinen Grundlehrgang, mit 18 durfte ich dann auch offiziell in die aktive Einsatzmannschaft übertreten. Inzwischen folgten viele weitere Lehrgänge u.a. zur Truppführerin oder auch zur Feuerwehrsanitäterin. Was als Hobby begann, ist heute eine Leidenschaft!“

Man lernt schnell sich durchzusetzen

„Als Frau bei der aktiven Einsatzmannschaft einzusteigen war am Anfang etwas komisch. Über viele Monate hinweg war ich bei den Übungen und manchen Lehrgängen die einzige Frau unter den Männern. Oft musste ich mich beweisen und zeigen, dass ich auch was kann. Auch die Uniform war am Anfang noch für Männer zugeschnitten und es brauchte etwas Zeit bis ich endlich richtige Frauenkleidung bekam. Wer mit Feuerwehrmännern arbeitet, muss sich in manchen Situationen einen rauen Umgangston gefallen lassen.  Je mehr Biss ich zeigte, desto selbstverständlicher wurde ich als fester Teil in die Einsatzmannschaft integriert. Ich lernte schnell mich durchzusetzen und schlagfertig zu kontern. Schon bald darauf kamen weitere Feuerwehrfrauen hinzu. Heute helfe ich interessierten Frauen den Einstieg so einfach wie möglich zu machen und übernehme für unsere Abteilung Verantwortung. Am meisten liebe ich die Arbeit mit der Kettensäge und das Aufschneiden von PKWs. Mit dem passenden Werkzeug in der Hand erkennt unter dem Helm wohl niemand, dass hier eine Frau am Arbeiten ist.“

Begeisterung von Anfang an

Wendy Pezold, Feuerwehrfrau:
Ich war schon als kleines Kind von der Feuerwehr fasziniert. Dass es aber eine Freiwillige Feuerwehr gibt, wusste ich lange Zeit nicht. Zur Altstadt bin ich über unseren Postboten gekommen, der mir eines Tages davon erzählt hat. Ich war sofort begeistert und kam bei einer Übung bei der Jugendfeuerwehr vorbei. Damals sind wir in den Heidelberger Stadtwald gefahren und haben an der Posselslust mit mehreren Leiterteilen eine Brücke gebaut. Da das ziemlich viel Spaß gemacht hat, bin ich direkt dabeigeblieben.

Am meisten begeistert mich die Gemeinschaft. Wir kennen uns untereinander sehr gut, vertrauen uns blind und helfen einander, wenn wir mal nicht weiterkommen. Nach so vielen Jahren ist die Abteilung wie eine große Familie für mich geworden. Mir ist es wichtig Menschen zu helfen und dabei immer wieder aufs Neue herausgefordert zu werden. Es vergeht keine Übung und kein Einsatz, wo ich an meine Grenzen geführt werde und diese überschreiten muss. Die Mischung aus Teamwork, Action und Technik ist einzigartig und so wohl selten so zu finden. Bei der Freiwilligen Feuerwehr wird es garantiert nie langweilig.

Es braucht noch mehr mutige Feuerwehrfrauen

Giulia Bryg, Feuerwehrfrau:
„Zur Freiwilligen Feuerwehr bin ich über Wendy Pezold gekommen. 2012 hat sie mir erzählt was die Feuerwehr so alles macht, weshalb ich ganz begeistert zu einem Übungsabend bei der Jugendfeuerwehr vorbeigekommen bin. Spielerisch habe ich hier nach und nach die ersten Handgriffe gelernt, also wie man zum Beispiel Schläuche rollt oder ein Standrohr setzt. Als ich dann volljährig wurde, trat ich in die aktive Einsatzabteilung über. Meine Motivation mich für das Feuerwehr-Ehrenamt zu entscheiden war eine ganz einfache: Ich wollte anderen Menschen helfen und für andere Menschen, die in Not sind, da sein.“

Ich will Menschen helfen

„Mich in einem männlich dominierten Bereich zu engagieren ist für mich keine Besonderheit mehr. Dass die Einsatzkleidung früher nur für Feuerwehrmänner zugeschnitten war und man als Feuerwehrfrau nicht so richtig hineingepasst hat, hat sich schon lange geändert. Ich fühle mich in meiner Einsatzmannschaft wohl und glaube, dass es noch mehr mutige Feuerwehrfrauen braucht. Denn wir Feuerwehrfrauen sind einfühlsamer und sind in der Lage Verletzte besser zu beruhigen, als es unsere männlichen Kollegen manchmal können.“

Menschen zu helfen ist ein gutes Gefühl

Melanie Sturm, Feuerwehrfrau
„2015 habe ich von einer Freundin erfahren, dass es die Freiwillige Feuerwehr in Heidelberg gibt. Als ich gehört habe, wie vielseitig die Aufgaben sind, wollte ich es auch mal ausprobieren. Schnell bin ich dabeigeblieben und wurde wenige Monate später auf den Grundlehrgang geschickt. Dort lernte ich die Praxis, musste jedoch auch etwas Theorie pauken. Am liebsten mache ich Knoten, es macht mir Spaß an Seilen herumzufummeln. Aber auch die Brandbekämpfung oder die technische Hilfeleistung gehört zu unseren Aufgaben. Zu wissen, dass ich anderen helfen kann, wenn sie Hilfe brauchen, ist ein gutes Gefühl. Seit einem Jahr bin ich nun aktiv dabei und lerne immer wieder neue Dinge dazu.“

Ob Mann oder Frau – wir funktionieren als Team

„So richtige Unterschiede zwischen Feuerwehrmännern und Feuerwehrfrauen gibt es meiner Meinung nach nicht. Denn am Ende des Tages müssen wir im Einsatz alle genau das Gleiche machen und als Team funktionieren. Auch wenn sich manche Geräte schwer tragen lassen oder ich nicht alle Teile vom Fahrzeug holen kann, da ich zu klein bin, gibt es immer jemanden der mir weiterhilft. Denn auch als Feuerwehrfrau muss ich meinen Mann stehen und gemeinsam sind wir einfach besser.“